Wie alt dein Klavier ist, bzw. wann es gebaut wurde, finden wir heute zusammen heraus. Oft wundert man sich wie alt solche Instrumente geworden sind und was sie schon alles erlebt haben müssen. Ich wünsche mir oft das Klaviere Ihre Geschichte erzählen könnten. Doch zumindest zum Alter können sie uns etwas erzählen. Wie genau wir das Alter bestimmen können, wird sich im Laufe des Artikels zeigen. Doch es ist sogar möglich das genaue Baujahr herauszufinden. Viel Spaß beim lesen.
Das Baujahr
Das Baujahr eines Klavieres oder Flügel lässt sich oft bis auf das Jahr genau bestimmen. Denn im besten Fall besitzen Klaviere eine Fabriknummer anhand der man das Alter bestimmen kann.
Sollte keine Fabriknummer vorhanden sein, kann man versuchen das Alter anhand der Bauart oder Stilmerkmalen zu ermitteln.
Auch verbaute Materialien können einen Hinweis auf das Alter geben. Doch dazu später mehr. Erst einmal gehen wir von der einfachsten Methode aus und versuchen die Fabriknummer zu finden, danach können wir anhand der folgenden Liste das Alter herausfinden.
Die Fabriknummer
Die einfachste Variante, das Alter eines Klavieres rauszufinden, ist die Fabriknummer.
Sie wird auch Pianonummer, Seriennummer, Herstellernummer oder Opusnummer genannt.
Die Klavierhersteller haben jedem Klavier eine eigene Nummer zugewiesen. Sind die Informationen noch vorhanden, kann man für die meisten großen Klavierhersteller das Baujahr sehr genau herausfinden. Da viele Klavierfirmen aber sehr alt sind, ist es nicht immer gegeben, dass die Aufzeichnungen der Serienummern die lange Zeit überdauert haben.
Wo finde ich die Fabriknummer?
Es gibt keinen festgelegten Ort für die Fabriknummer. Somit müssen wir etwas auf die Suche gehen. Bevor du das Klavier auseinanderbaust, klappe einfach mal den Deckel oben auf und vielleicht findest du schon die Fabriknummer.
Viele Hersteller haben die Fabriknummer nämlich auf das obere Ende der Seitenwand gestanzt, so das man nur den oberen Deckel öffnen muss um sie zu entdecken.
Bei modernen Instrumenten wird die Klaviernummer oft auf die Gussplatte gedruckt oder geklebt, wie hier im zum Beispiel bei einem Yamaha U1 Klavier.
Manchmal muss man das Klavier erst auseinanderbauen um die Nummer zu finden. Folge dafür der Anleitung in diesem Artikel:
Da es keinen festgelegten Ort für die Klaviernummer gibt, muss man manchmal etwas suchen. Die häufigsten Orte sind der Gußrahmen, Resonanzboden oder die Seitenwand. Hier sieht man ein paar Beispiele wie das ganze aussehen könnte.
Es kommt auch vor, dass man mehrere Nummern findet. Gerade bei Klavieren, die sehr alt sind, ist viel passiert in der Zeit. Manche Nummern gehören auch zu verschiedenen Bauteilen des Klavieres, wie z.B. Tastatur oder Mechanik. Denn viele Teile wurden auch schon früher von Zulieferern geliefert. Die Zulieferer haben für die Bauteile ihre eigenen Seriennummern verwendet.
TIPP: Schreibe am besten alle Nummern auf und schaue danach in der Liste welche Nummer passen könnte. Achte auch auf Stilmerkmale und Materialien, so kann man viele Nummern schon ausschließen und nähert sich dem Alter des Klaviers.
Baujahr Bestimmen nach FABRIKnummer
Schreibe die gefundene Fabriknummer auf und suche nach deinem Hersteller. Suche den Bereich in dem deine Nummer liegt und lese daneben das Baujahr ab. (Fabriknummern werden auch Seriennummer, Opusnummer oder Pianonummer genannt)
Die Liste ist nicht vollständig und deckt nur die größeren Hersteller ab. Der Grund liegt daran, das es sehr viele Hersteller gibt. Auch viele kleine Klavierhersteller, die gar keine Fabriknummer haben oder wo die Informationen zu den Nummer durch Krieg oder ähnliches verschwunden sind.
Solltest du deinen Hersteller nicht finden, versuche es mit den weiter unten beschriebenen Methoden, wie „Altersbestimmung nach Material oder Stilmerkmalen“.
Klicke auf den Firmennamen deines Klavieres oder Flügels und eine Liste mit Nummern öffnet sich. Anhand der Seriennummer findet man das ungefähre Baujahr. Alle Angaben ohne Gewähr.
Besonders bei alten Instrumenten, ist die Chance das die Nummer verblasst ist oder z.B. übergestrichen wurde relativ hoch. Viele Hersteller, waren auch einfach zu klein und haben dann keine Nummern vergeben.
Dann bleibt nur noch die Altersbestimmung nach Stilmerkmalen oder Materialien übrig. Die Methode ist relativ ungenau, aber man kann damit ungefähr abschätzen aus welcher Zeit das Instrument stammt. Mehr dazu findest weiter unten, unter Stilmerkmale und Materialien.
Jahreszahlen im Instrument
Viele meiner Kunden finden Jahreszahlen im Instrument und schließen darauf auf das Alter des Klavieres oder Flügels. Doch die meisten Jahreszahlen geben das Gründungsjahr der Firma an und stehen nicht für das Alter des Instruments. Viele Jahreszahlen findet man im Zusammenhang mit Plaketten oder Auszeichnungen die ein Hersteller für seine Leistungen bekommen hat. Meistens sind das Ausstellungen, heute würden wir es Messe nennen, auf denen ein Klavierhersteller einen Preis gewonnen hat. Diese Auszeichnungen wurden natürlich auch viele Jahre danach benutzt um die Qualität der Instrumente zu bezeugen. Man kann diese Zahlen, allerdings zur Eingrenzung der Altersbestimmung benutzen. Denn das Klavier muss auf jeden Fall nach der jüngsten angegebenen Jahreszahl gebaut worden sein. Steht zum Beispiel im Instrument das Jahr 1902. Muss das Instrument definitiv danach gebaut worden sein.
Herstellungsdaten an Bauteilen
Manche Zulieferer von Mechaniken und Tastaturen haben das Herstellungsdatum auf Ihre Bauteile gedruckt.
Die Firma „Renner“ druckt das Herstellungsdatum auf einen der Hammerköpfe Ihrer Mechanik. Suche danach in der Mitte der Klaviatur. In diesem Fall sind die Hammerköpfe nummeriert und es handelt sich um Nummer 31.
Oder man findet ein Herstellungsdatum auf der Rückseite der Mechanik. Dafür muss man die Schrauben der Mechanik lösen und sie etwas kippen. Auf der rechten Seite findet man dann vielleicht das Datum.
Das Klavier, in dem die Mechanik verbaut wurde, ist oft ein Jahr älter. Die Mechaniken wurde von der Firma „Renner“ vorproduziert und erst später eingebaut.
Datumsangaben von Klavierstimmern
Klavierstimmer schreiben oft das Datum Ihrer Dienstleistung auf die Tastatur. Dieses Datum kann man auch zur Alterseingrenzung nutzen. In diesem Fall hat der Klavierstimmer das Klavier am 30.07.1950 gestimmt. Das Klavier wird dann vor 1950 gebaut worden sein. Die Buchstaben hinter dem Datum sind das Kürzel vom Namen des Klavierstimmers. Die Kennzeichnung mit „1/2 T“ bedeutet, das das Klavier einen halben Ton unter dem Kammerton gestimmt wurde. Oft findet man auch die Zahl „440“ oder „880“, sie gibt die Höhe des Kammertons an, hilft uns aber leider nicht weiter bei der Bestimmung des Alters.
Stilmerkmale und Materialien
Die Altersbestimmung nach Stil und Material ist relativ ungenau, da man nicht weiß ob Materialien später ausgetauscht wurden, oder der Stil mit Absicht nachempfunden wurde. Damals war die Zeit auch nicht so schnelllebig wie heute, so das nicht alle Firmen jede technische Neuerung sofort übernommen haben. Das bedeutet das manche Hersteller die aktuellste Technik benutzt haben , während andere noch weitere 10 Jahre auf alte Technik und Materialien setzten.
Es gibt auch viele modernisierte alte Klaviere, die von außen Modern aussehen, aber im Inneren ein altes Klavier beherbergen. Das war besonders nach dem 2. Weltkrieg eine Möglichkeit, Instrumente an den Mann zu bringen, da die Fertigung von Klavieren sehr stark zurückgegangen ist. In diesem Falle wurden die Verzierungen glatt geschliffen oder das ganze Teile des Gehäuses ausgetauscht und modernisiert.
In den verschiedenen Epochen des Klavierbaus wurden unterschiedliche Stilmerkmale verwendet, die das Aussehen des Instruments bestimmt haben. Aufgrund dieser Merkmale ist es möglich das Alter etwas einzugrenzen.
Der Historismus und die Gründerzeit
Klaviere die um das Jahr 1900 gebaut wurden haben oft römische Elemente bzw. Elemente des Historismus. Die Instrumente sind verziert mit Löwenköpfen, Säulen und oft sehr opulent gestaltet.
Einige Zeit später setzte sich der Jugendstil durch. Die Instrumente wurden etwas simpler gestaltet und nicht mehr so mächtig gebaut.
Im Jugendstil werden Elemente von Pflanzen so stilisiert, das sie Muster und Formen ergeben die nur im weitesten Sinne an Pflanzen erinnern. Besonders zwischen 1900 und 1930 gab es viele Klaviere im Jugendstil.
Der Stil der Klaviere nach ca.1930 zeigt sich moderner und mit weniger Verzierungen. Auf dem Bild oben sehen wir ein Blüthner Klavier von 1930. Die Klaviere ähneln immer mehr dem Stil der heutigen Tasteninstrumente. Dieser Stil hat sich bis heute gehalten und gilt als der klassische Stil für ein Klavier. Das Bild unten zeigt ein Yamaha Klavier aus der heutigen Zeit.
Altersbestimmung anhand des Tastenmaterials
Bis in die 1920er Jahre wurde in den meisten Klavieren Elfenbein oder Knochen als Material für die weißen Tasten verwendet. Man erkennt sie sofort an dem Schnitt in der Mitte der Taste, dort wo die schwarze Taste beginnt.
Der Grund für den Schnitt ist das Elfenbein sehr teuer war und durch das Ansetzen der Teile konnte man sich den Verschnitt sparen, der entstehen würde wenn man die ganze Taste aus einem Stück mit Elfenbein beklebt.
Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es viele Alternativen zu Elfenbein. Wie z.B. Ivora, Ivorine, Gallalith und Elfelit. Das sind künstliche Nachahmungen von Elfenbein.
Sollte man so etwas im Klavier finden, könnte man darauf schließen, dass das Instrument nach 1920 gebaut wurde. Denn in dieser Zeit wurden die ersten Kunststoffe entwickelt und vertrieben.
Man erkennt die Kunststoffe nicht leicht, aber meistens sind sie etwas porös, leicht vergilbt auf der Oberfläche. Es gibt auch Varianten wo die Maserung von Elfenbein künstlich erzeugt wurde. Wie z.B. Elfelit.
Natürlich kann es sein das die Tasten irgendwann erneuert wurden, deshalb muss das immer in Verbindung der Stilmerkmale gesehen werden.
Fazit
Wie man sieht, ist es nicht immer ganz leicht das Alter eines Klavieres herauszufinden. Ich hoffe mit meiner Hilfe konntest du dich dem Alter annähern oder es sogar genau herausfinden.
Wenn ich als Klavierstimmer unterwegs bin finde ich immer wieder Instrumente die mehr als 100 Jahre alt sind, es ist für mich immer erstaunlich, wie gut der Zustand der Klaviere ist. Denn 100 Jahr sind eine unheimlich lange Zeit, in der viel passiert ist.
Das zeigt mir wieder, dass die meisten Klaviere für die Ewigkeit gebaut sind und uns sehr lange gute Dienste leisten, solange sie gepflegt und regelmäßig gewartet werden.
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